Eva Senne | Eine sehr erfolgreiche Newcomerin
⏳ Flugstunden: 800 (400 in 2023)
➰ Kurbelrichtung: Rechts
🏅Wettbewerbs- oder Streckenflug: Die Mischung machts
🍕 Lieblingsessen im Flug: Toblerone am Matterhorn
🍺 Erstes Getränk nach einem Flug: Landebier hat Tradition :)
Wer die Segelflugszene aufmerksam verfolgt, wird schon seit vielen Jahren immer wieder über den Namen Senne gestolpert sein. Doch seit dieser Saison mischt sich neben Katrin der Name Eva Senne immer öfter unter die Topplatzierungen verschiedener Wertungen. Auf den Spuren ihrer sehr erfolgreichen Mama hat Eva diese Saison eine beachtliche Leistungssteigerung gezeigt.
Hallo Eva! Danke, dass du uns etwas über dich und deine fliegerische Karriere erzählst. Bevor wir auf zwei außergewöhnliche Flüge von dir zu sprechen kommen, sag uns, wie du deinen Weg in die Fliegerei gefunden hast.
Die Leidenschaft fürs Fliegen wurde mir durch Eltern und Opa so gut wie in die Wiege gelegt. Also war mit 13 klar, dass ich auf jeden Fall versuchen möchte in diese Fußstapfen zu treten. Erste Überlanderfahrung durfte ich mit Mama im Doppelsitzer sammeln, bevor es vor zwei Jahren auf meinen ersten Wettbewerb ging. Zur Alpenfliegerei kam ich als ich beim Grand Prix Finale in Saint-Auban vor 2 Jahren ein Teil der Helfermannschaft war. Ich durfte einen Start im Doppelsitzer machen und wusste sofort, dass ich nächstes Jahr selbst dort fliegen möchte.
In der Regel fliegst du mit deiner LS4. Deine Mama hat dir neulich ihre JS3 zur Verfügung gestellt, die du perfekt genutzt hast. Performancemäßig besteht da natürlich ein großer Unterschied. Was magst du an der LS4 besonders und welche Eigenschaften haben dich bei deinen Flügen in der JS3 überzeugt?
LS4 ist für mich hineinsetzen und wohlfühlen. Es gibt, denke ich, gerade für den Anfang keinen besseren Lehrer, um zu spüren, wo Aufwinde sind und wo die optimale Linie steht. Ganz ähnlich denke ich über die JS3. Vor meinem Wandersegelflug hatte ich nur 2 Starts auf dem Flieger und dennoch habe ich mich sofort super wohlgefühlt. Ich konnte mich darauf konzentrieren, meinen Flugstil dem tatsächlich riesigen Performanceunterschied anzupassen und musste nie überlegen, wie man den Flieger gerade fliegen muss. Gerade in den Bergen habe ich die Gleitzahl sehr zu schätzen gelernt. Nicht nach jeder Talquerung wieder unter Hang anzukommen, erleichtert doch schon einiges …
Besonders auffällig ist deine schnelle Entwicklung in den letzten Jahren. Wenn man schaut, wann du das erste Mal in deiner LS4 über 500 Kilometer geflogen bist und nun deinen (fast) 1200 Kilometer Flug betrachtet, ist die Steigerung enorm! Was hat dir in dem letzten Jahr geholfen so schnell so erfolgreich zu werden?
Für mich hat sich das auch völlig surreal angefühlt, exakt ein Jahr nach meinem ersten Flug in den Alpen so einen Flug erleben zu dürfen.
Was mich besser gemacht hat? Kurz gesagt: fliegen. Und das dank des Sposo-Jahres ziemlich viel. Beim Fliegen habe ich versucht, immer wieder meinen persönlichen Horizont zu erweitern. Neue Fluggebiete erfliegen, auch bei schlechterem Wetter fliegen, neue Flugtaktiken ausprobieren … Hauptsächlich aber auch nie den Spaß verlieren, wenn’s mal nicht läuft, sondern draus lernen. Ein bisschen Glück mit dem Wetter gehört aber auch einfach immer dazu.
Mit deinem Flug vom 19. August bist du sogar auf Platz zwei der Tageswertung gelandet. Vor einigen Piloten, die Südfrankreich schon seit Jahren kennen. Was gelang dir an diesem Tag besonders gut? Weißt du, was du besser gemacht hast als andere Piloten?
Ich habe an dem Tag einfach versucht, in jeder Hinsicht das maximale herauszuholen. Wir sind sehr früh gestartet und kamen direkt schnell voran, was sicherlich auch der Ausgangslage in Fayence gutzuschreiben ist. Außerdem habe ich mich an dem Tag auf das Gebiet beschränkt, welches ich in der Woche ausgiebig erkundet habe. So haben viele erfahrene Piloten wie Max Schäfer oder Michael Sommer die Chance genutzt, um weit hinter Samedan ihre Wende zu setzen. Atemberaubende Flüge! Für mein Ziel möglichst viele Kilometer zu sammeln, kombiniert mit meinem Erfahrungsstand, war die Entscheidung am Matterhorn umzudrehen, aber sicherlich die richtige Entscheidung.
Was genau ich nun besser gemacht habe als die anderen, weiß ich selbst nicht genau. Aber was ich besser gemacht habe als ich selbst die Tage davor ist, dass ich meinen Fokus nicht aufs schnell fliegen, sondern aufs oben Bleiben gelegt habe. Dadurch wurde der Flug super entspannt und gleichzeitig wieder schnell.
Ab wann hast du damit gerechnet, dass du die 1000 km knacken wirst?
So wirklich realisiert, dass es die 1000 km werden habe ich erst als ich zum zweiten Mal am Matterhorn gewendet habe und mir eine ETA auf Fayence 19 Uhr mit 1000 km angezeigt wurde. Im selben Moment wusste ich, wenn ich mich jetzt nicht eingrabe, reicht das auch noch für mehr. Ab da habe ich vermutlich nur noch grinsend im Flieger gesessen.
Etwa zwei Monate früher hast du einen Wandersegelflug von Königsdorf unternommen. Dabei konntest du ebenfalls die magische 1000 Kilometer Grenze erreichen. Wie bereitest du dich auf einen solchen Flug vor, der durch verschiedenste Wetterlagen und Gebiete führt?
Der Wandersegelflug war recht spontan und eine Mischung aus gesundem Optimismus und der Einstellung, mal schauen, was es wird. Am wichtigsten war es mir die Außenlandemöglichkeiten zu kennen und im LX zu haben. Die möglichen Routen sind wir davor natürlich mit sämtlichen Schlüsselstellen durchgegangen. Dass das Wetter außergewöhnlich gut angesagt war, hat uns natürlich auch in die Karten gespielt. An das tatsächliche Wetter haben wir uns dann eben spontan angepasst. So wollten wir eigentlich am Abend in Fayence landen, da dort aber ein Gewitter stand, haben wir uns dazu entschieden die Konvergenz nochmal Richtung Norden zu fliegen und in Vinon zu landen. Zusammengefasst: genügend Pläne bereithalten, um spontan das Maximale aus dem Wetter herauszuholen.
Ein kleiner Blick in die Zukunft. Welches Ziel möchtest du als Nächstes im Segelflug erreichen?
Streckenfliegen in Deutschland ist dieses Jahr ein bisschen kurz gekommen, mal schauen, ob es da nächstes Jahr vielleicht auch für die 1000 km reicht. Aber auch der Wandersegelflug war eine Erfahrung, an die ich nächstes Jahr sicher nochmal anknüpfen möchte. Wettbewerbstechnisch werde ich mal 18m Luft schnuppern im Mama-Tochter Team. Die Ideen gehen mir auf jeden Fall nicht aus, muss nur noch das Wetter passen!
Dann wünschen wir dir bestes Wetter und gutes Gelingen für deine Vorhaben. Besten Dank, Eva!
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