LS 4 Jet
Beinahe bist du nach einem spannenden Flug mit der LS 4 wieder am Flugplatz zurück, nur der Endanflugbart lässt auf sich warten. Auf Kurs sieht es auch nicht mehr gut aus und allmählich werden die Kühe größer. Die Baumreihe neben dem Außenlandefeld gibt dann auch nichts mehr her. Aber es gibt da ja noch einen magischen Schalter im Cockpit der 30 Jahre alten LS 4.
Nach „Extend“ ist wird nun auf „On“ gerastet - 20 Sekunden später wird es etwas lauter im Cockpit und durch einen Dreh mit den Fingern auf Vollast beschleunigt die LS 4 und geht in den Steigflug über.
Kurze Zeit später ist der Flugplatz in Sicht und du landest, mit leicht angedötschtem Ego aber überglücklich dir die zeitraubende Rückholtour gespart zu haben. Beim Grillen gibt es dann die Geschichte wie aus einem alten Clubklasseflugzeug mit mehr als 1000 gebauten Flugzeugen weltweit ein moderner Motorsegler mit Jet-Antrieb als Heimkehrhilfe geworden ist.
Geholfen hat dabei die Firma M+D Flugzeugbau aus Friedeburg-Marx in Norddeutschland, die das Jet-Triebwerk MD-TJ42 entwickelt und zugelassen hat das auch in der Jonker JS 1 und Js 3 eingesetzt wird. Insgesamt fliegen heute weltweit mehr als 200 Flugzeuge mit diesem Triebwerk. Kurioserweise ist der ursprüngliche Plan von M+D bei der Entwicklung des Triebwerkes immer eine zulassungsfähige Umrüstung von älteren Flugzeugen gewesen - die Integration in Neuflugzeuge war nur zulassungstechnisch etwas einfacher und damit dauerte die Umsetzung des ursprünglichen Projektes etwas länger.
Viele enthusiastische Kunden haben M+D aber die Stange gehalten und jetzt konnte letzte Woche der Erstflug der ersten serienreifen LS 4 Jet vermeldet werden. Augenblicklich wird noch auf die Erteilung des Typ Zertifikates durch das LBA gewartet.
Die Umrüstung auf eine LS4-JET kann direkt beim Hersteller M+D Flugzeugbau in Friedeburg (D) erfolgen. Alternativ wird ein Kit zur Umrüstung durch einen zertifizierten Betrieb vor Ort beim Kunden angeboten.
Hier ein paar Technische Eckdaten: Das Mehrgewicht des Luftfahrzeuges durch das MD-TJ42 beträgt bei der LS4-JET Demonstrator lediglich 19 Kilogramm. Die Cockpitzuladung liegt zwischen 85 und 110 Kilogramm. Geringe Abweichungen von diesen Werten sind in der Praxis je nach Baumuster und Ausstattung der jeweiligen LS4 möglich.
Die Anpassung der Masse wurde unter anderem durch erhöhte Zuladung oder Erhöhung der maximalen Masse der nichttragenden Teile bei optionaler Nachrüstung mit Neo-Winglets durch DG-TM und / oder Änderung der Wassersackposition im Tragflügel sowie eine Reduktion des Wassersack-Volumens erreicht. Die Kraftstoffsäcke im Tragflügel sind im Gesamtvolumen variabel und enthalten entweder rund 25 Liter oder rund 55 Liter. Damit ergibt sich je nach Anzahl und Größe der Kraftstofftanks im Sägezahnflug Reichweiten von 150 bis zu 340 km.
Zu den Umbauten gehört ebenfalls der Entfall des Rumpftanks zugunsten von Flächentanks. Auch die Mechanik wurde gewichtsoptimiert. Im Resultat ergibt sich daher eine geringere Änderung der Gesamtmasse der nichtragenden Teile und eine geringe Änderung der möglichen Zuladung.
Weitere technische Details sind ein automatischer Brandhahn, eine Triebwerksbedieneinheit „JDU“ sowie ein Triebwerkssensor von LX-NAV. Der Sensor ist hinter dem Triebwerk verbaut und kann zur Dokumentation von Wettbewerbsflügen an LX-NAV Geräte angeschlossen werden.
Die LS4-JET verfügt zudem über ein automatisches sowie schnelles Be- und Enttankungssystem. Ein Überströmen zwischen den Flügeltanks ist nicht möglich.
Auch an die Nachhaltigkeit wurde gedacht - M+D betreibt gerade die Zulassung des Triebwerkes für E-Fuels. Damit kann die LS4-JET in Zukunft komplett CO2 neutral betrieben werden.
Der Preis für den Umbau der angelieferten LS4 zur LS4-JET beginnt bei rund 24.000 Euro für das Kit und ab 27.000 Euro inklusive Einau bei M+D Flugzeugbau (netto zzgl. der jeweiligen länderspezifischen Umsatzsteuer).