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LTB CAMO-SÜD GmbH | Tipps und Tricks vom Profi

Der Winter steht vor der Tür und die Zeit der Werkstatt naht. Der perfekte Zeitpunkt, um sich Tipps vom Profi zu holen.
LTB CAMO-SÜD GmbH | Tipps und Tricks vom Profi

Wir sprechen mit Sebastian Nägel von CAMO-SÜD und erfahren neben nützlichen Tricks Neuigkeiten vom LTB. Ihr überlegt, euren Flieger Profis zu überlassen? Dann aufgepasst: von Oktober 24 bis März 25 bekommt ihr auf alle Dienstleistungen bei CAMO-SÜD 10 % Rabatt*, sofern ihr Neukunde seid. Ebenfalls gibt es 10 % Rabatt*, wenn ihr auf Empfehlung einen neuen Kunden angeworben habt (*ausgeschlossen sind Ersatzteile und externe Dienstleistungen).

Sebastian, Lackpflege gehört jährlich dazu. Welche Tipps hast du als Profi? 

Grundsätzlich muss man hier zwischen PU und Schwabbellack/T35 unterscheiden. Ohne zu sehr auf die einzelnen Lacksorten einzugehen, sollte man den Flieger sehr gründlich reinigen. Oft werden die Flächen, welche man nicht auf Anhieb sieht, etwas vernachlässigt. Beispielsweise die Tragflächenunterseite oder der Fahrwerkskasten. Dabei gibt es beim Fahrwerk eine Vielzahl mechanischer Teile, die wesentlich schneller verschleißen, sobald Dreck hineinkriecht. So lohnt sich eine gründliche Reinigung für die längere Lebensdauer definitiv.

Gibst du beim Reinigen etwas zum Wasser hinzu?

Bei den lackierten Oberflächen lohnt es sich bereits bei der Grundsäuberung einen Spritzer Wachs mit hinzuzugeben. So verpasst man dem Lack schon mal eine gewisse Grundversiegelung.

Wichtig: Man sollte sich vor der Reinigung ausreichend mit den unterschiedlichen Oberflächen befassen. Der Motorkasten ist beispielsweise häufig mit einem wasserlöslichen Brandschutzlack versehen. Dieser sollte nur mit Waschbenzin gereinigt werden.

Wie schaut es mit Kleberesten aus? Bekanntlich bekommt man die mit Wasser schlecht weg.

Hier gibt es natürlich ganz viele Meinungen darüber, welches Mittel am besten geeignet ist. Bremsenreiniger, Isopropanol, hier könnte ich noch einiges mehr aufzählen. Ich nehme gerne ein weiches Tuch mit etwas Wachs. Das ist zwar etwas mühevoller, jedoch zieht man keine Weichmacher aus dem Lack. Das würde ihn langfristig spröde oder gar rissig machen. Außerdem funktioniert es bei jeder Lacksorte ohne sich Gedanken über Lösemittelverträglichkeit machen zu müssen.

Was ist der Unterschied zwischen Wachs und Politur?

Politur enthält immer Schleifkörnchen, beziehungsweise Schleifmittel. Man trägt also Material ab. Wachs enthält eine Oberflächenversiegelung. Hier braucht man sich demnach nicht zu fürchten, dass irgendwann kein Material mehr da ist.

Viele Flugzeuge sind mittlerweile in PU lackiert. Sollte man auch hier regelmäßig polieren?

In der Regel reicht es, den Flieger gründlich mit Wasser zu waschen und anschließend zu wachsen. Wichtig ist es sowohl bei PU, als auch T35, dass man beim Pflegen eine ordentliche Wachschicht aufbaut. Viele unterschätzen die UV-Strahlung und was sie mit den Lacken anstellt. Flächenversiegelung ist hier essenziell. Bei T35 leistet die Schwabbelscheibe, dessen Wachs zusätzlich Schleifkörnchen enthält, einen guten Dienst.

Würdest du die Schwabbelscheibe auch bei PU Lack empfehlen?

Nein, dafür ist der Lack oft zu weich.

Viele nutzen den Winter nicht nur zur Wartung/Pflege. Welche Low Hanging Fruits gibt es beim Tuning?

Definitiv sollte man die Ruderabdichtung regelmäßig kontrollieren. Liegen die Mylarbänder noch richtig an? Falls das nicht der Fall sein sollte, hat es die Spannung verloren und sollte ersetzt werden. Falls die Bänder noch in Ordnung scheinen, sind dennoch vom Wachsen oder Polieren Rückstände unter den Bändern vorhanden. Diese sollten entfernt werden, damit die Ruder wieder sauber anliegen und besser laufen.

Ähnlich verhält es sich bei den Turbolatoren wie Zacken-, Noppenbändern oder Ausblasungen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man die Leistungssteigerung von Turbolatoren nicht unterschätzen und diese entsprechen akribisch warten sollte. Stehen sie ab, oder sind sie eingedrückt, müssen die Bänder getauscht werden. Auch hier sammelt sich häufig Dreck an und sie sollten gründlich gereinigt werden. Bevor man poliert/wachst, ist abkleben empfehlenswert, um störende Rückstände zu vermeiden.

Letzteres gilt insbesondere für Flieger mit Ausblasung. Klebt man sie nicht ab bei der Pflege, verstopfen die Löcher und man muss sie in mühevoller Arbeit wieder von Rückständen befreien.

Gehen wir von einem Segelflugzeug älterer Generation aus. Wie siehst du die Hierachie beim Tuning?

Zunächst sollte der Flieger perfekt abgedichtet bzw. mit Turbolatoren versehen sein. Anschließend kommen gut funktionierende Mückenputzer. Erst dann würde ich Winglets montieren, falls für den Flieger erhältlich.

Wenn man alles herausholen möchte, bietet ihr auch individuelle Beratung an? 

Generell bieten wir das für alle unsere Dienstleistungen an. Wenn spezielle Wünsche oder Fragen im Raum stehen, am besten einfach anrufen. Wir beraten gerne.

Apropos wir. Ist euer Team weiter gewachsen?

Das ist es. Neu hinzugekommen ist Dipl. Ing. Alwin Güntert. Alwin war früher bei der Firma Glaser Dirks tätig und gründete schließlich zusammen mit Jürgen Kohlmetz das LTB Güntert+Kohlmetz GmbH. Nach seinem dortigen Ausscheiden als Prüfer konnten wir Alwin glücklicherweise für uns gewinnen. Mit seiner massigen Erfahrung und Know-How ist Alwin eine große Bereicherung für uns.

Dipl. Ing. Alwin Güntert

Ebenfalls neu hinzugekommen ist Robert Braune, Anfang diesen Jahres. Robert hat zuvor etwa 20 Jahre bei Schempp-Hirth in der Endmontage gearbeitet (Instrumentierung, Motorisierung). Auch er bereichert unseren Betrieb enorm. Zusammen mit meinem Mitgründer Rene Dank und mir bringen wir es auf mehr als 50 Jahre Erfahrung. Auch wir waren vorher beide bei Schempp-Hirth tätig.

Was natürlich nicht bedeutet, dass ihr mit Flugzeugen anderer Hersteller nicht klar kommt?

Wir haben Flugzeuge aller Hersteller in der Werkstatt und pflegen einen sehr guten Kontakt zu allen Herstellerbetrieben.

Habt ihr weitere Zertifizierungen erworben? 

Neu hinzugekommen ist die Wartung, Instandhaltung und Lufttüchtigkeitsüberprüfung von Jet Triebwerken. Zudem dürfen wir nun auch südafrikanisch zugelassene Segelflugzeuge und Motorsegler prüfen.

Hast du für uns noch letzte Tipps zum Abschluss?

Generell kann ich nur immer wieder sagen: das Wartungshandbuch ist dein Freund. Das akribische abarbeiten, also inklusive Schmierplan zum Beispiel, hilft der Lebenszeit enorm. Außerdem kann ich nur nochmal empfehlen den Flieger gründlich zu putzen. Folgendes Szenario: Am Eigenstarter ist etwas am Motor und der Flieger kommt mit verdreckten Triebwerk und Motorkasten zu uns. Hier können wir natürlich auch nicht auf Anhieb erkennen, ob irgendwo Sprit oder Öl verloren geht, und müssen erstmal ausgiebig reinigen. Der Kunde kann sich also auch etwas Geldsparen, indem er uns im Vorlauf Arbeiten abnimmt.

Danke für das Gespräch Sebastian.


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