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Felix Herold | Gewinner des ersten Bitterwasser Cups auf WeGlide

Wir unterhalten uns mit dem Gewinner des Bitterwasser Cups 2025, Felix Herold. In unserem Gespräch erzählt er uns von atemberaubenden Flügen, seiner persönlichen Motivation fürs Segelfliegen und seinen Erwartungen an Bitterwasser.
Felix Herold | Gewinner des ersten Bitterwasser Cups auf WeGlide
Felix Herold im Cockpit des Förder-Nimbus "EP"

Herzlichen Glückwunsch zum Gewinn des Bitterwasser Cups 2025, Felix! Stand dieser Wettbewerb schon seit Anfang des Jahres auf deiner Bucket List?

Also eigentlich schaue ich am Jahresanfang nicht so auf die Wettbewerbe. Ich versuche eher die Flugtage jeweils auszunutzen und am Ende des Jahres „rechne ich ab“ und schaue, wo ich vorne stehe. Natürlich wusste ich, dass ich auf den Bitterwasser Cup vielleicht einmal Chancen haben könnte. Dass es dieses Jahr dann tatsächlich klappt, wurde mir aber erst am Ende klar.

Du hast mit mehr als 900 Punkten Vorsprung gewonnen. Welchen Anteil hatten Flüge auf dem Förder-Nimbus EP?

Es war recht ausgeglichen. Etwa die Hälfte meiner großen Flüge hab ich mit dem Nimbus absolviert und die andere mit einem Discus 2b vom Verein.

Felix Herold mit dem Förder-Nimbus "EP" über den drei Zinnen

Gab es Flüge, für die der Nimbus besonders gut geeignet war?

Klar. Also speziell der 2000er wäre ohne die Performance nur schwierig bis unmöglich geworden. Bei meinem 1100 km FAI Dreieck waren die Bedingungen mit vielen langen Gleitstrecken wie maßgeschneidert für den Nimbus. Auch dass ich diesen einfach immer nutzen konnte, ganz ohne Verfügbarkeitsfragen bei den Vereinsfliegern war sehr wertvoll dieses Jahr. An dieser Stelle nochmal ein großes Dankeschön für die Möglichkeit an den Segelflug Förderverein!

Mit dem Segelflugzeug 2000km in den Alpen
Nun ist es Realität. Die 2000km in den Alpen sind geknackt. Ein Gespräch mit Piloten Felix Herold und Mentor Benjamin Bachmaier.

Kannst du noch ein paar Worte über die anderen Flüge verlieren?

Sehr gerne. Die anderen drei Wertungsflüge habe ich auf dem Discus 2b vom Verein absolviert. Zwei davon sind mir während einer sehr guten Wetterlage Ende April/Anfang Mai gelungen. Gleich dreimal in Folge über 900 km angemeldet, zweimal als Viereck und einmal als Dreieck. Der Dreiecksflug bleibt mir als der schönste aus diesem Zeitraum in Erinnerung. Aber Wahnsinn, wie gut und auch lange es so früh im Jahr ging, das hat echt Spaß gemacht.

Und der dritte Wertungsflug mit dem Discus 2b?

Der war dann ein 950 km Vierecks-Flug, auch angemeldet. Allerdings bei einer anderen Wetterlage Ende Mai. Es war schon ganz gut vorhergesagt. Allerdings war ich mir unsicher, wie früh der Abflug gelingen wird. Da ich die drei großen Flüge aus dem Frühjahr schon im Sack hatte, musste ich sowieso größer ausschreiben und da war der nächste Step dann 950 km als Viereck. Ich bin dann als erstes gestartet und der erste Bart kam auch schon mit guten anderthalb Metern. Trotzdem war die erste Hälfte des Fluges sehr zäh und anstrengend. Die Südseite war dann aber bombastisch, mit toller Basis und der Tag war auch lang genug, sodass ich die Aufgabe erfolgreich beenden konnte.

Vier deiner Flüge beinhalten eine Deklaration über mindestens 900 km. Was motiviert dich, Aufgaben zu fliegen?

Das ist es, was mich extrem „juckt“ am Fliegen. Ich bin da einfach kompetitiv eingestellt und brauche immer ein Ziel vor Augen. Es macht mir unfassbar viel Spaß, meine flugtaktischen Entscheidungen auf die Wendepunkte zuzuschneiden und darauf regelrecht hinzuarbeiten. Und es ist auch einfach ein unbeschreibliches Gefühl, bei einer großen Aufgabe die letzte Wende zu packen und heimzukommen. Ein richtiges Erfolgserlebnis eben.

Deshalb versuche ich mir bei jedem Flug eine Aufgabe zu stellen. Ich kann dann maximal aus dem Flug lernen, meine Einschätzung des Tages mit der Wirklichkeit vergleichen und letztendlich besser werden.

Alle fünf Wertungsflüge gelangen von deinem Heimatplatz Königsdorf. Was machte die Alpen dieses Jahr zum Gamechanger?

Also die Alpen waren dieses Jahr schon extrem gut. Aber die Wetterlagen, bei denen ich meine Flüge gemacht hab, waren nicht so eindeutig und einfach. Es ist ja auch nicht jeder solche Strecken geflogen dort. Ich glaube, dieses Jahr hat auch bei mir selbst einfach viel gestimmt. Nach dem 2000er bin ich irgendwie in einen Flow gekommen und diese Dynamik konnte ich in all meine späteren Flüge übertragen. Das hat damit angefangen, dass ich nach diesem Wahnsinns-Föhnflug eigentlich direkt wieder ins Cockpit steigen wollte. Ich kam gar nicht auf die Idee, mich auf den „2000km-Lorbeeren“ auszuruhen, sondern ich wollte weitermachen und auch die thermischen Tage des Jahres ausreizen.

Im Endanflug nach dem 950 km Viereck

Fliegst du schon immer in Königsdorf?

Nein, meine fliegerische Vergangenheit beginnt woanders. Ich habe ursprünglich das Fliegen in Brannenburg, einem kleinen Wald- und Wiesenplatz gelernt und dort auch meinen Schein gemacht. Mit dem Drang, größere Strecken zu fliegen, bin ich dann nach Vogtareuth gewechselt. Während meines Sposojahrs war ich dann auch immer öfter in Königsdorf, wohin es mich dann schlussendlich auch zog.

Welche Bedingungen/Features machen Königsdorf zu dem begehrtesten Segelflugzentrum für Alpensegelflug?

Zuerst einmal diese „Streckenflugmentalität“, die dort vorherrscht. Sie ist dort sehr spürbar und wird befeuert von Virtuosen wie Mathias Schunk, Johannes Beyer oder Benjamin Bachmaier. Praktisch äußert sich dies in auf Streckenflug optimierte Preislisten für die Flugzeuge, Förderungen und natürlich im sehr wertvollen, ständigen Austausch vor, nach und während des Fluges. Außerdem sind es natürlich auch sehr viele Leute in Königsdorf, es gibt sechs Vereine. Viele Piloten also, unter denen auch viele Schlepppiloten sind. Das kommt mit für meine fliegerischen Planungen, gerade unter der Woche sehr zugute.

Das Pustertal bestens entwickelt

Kommen wir zu deinem Gewinn: 10 Tage Bitterwasser, möglich gemacht durch die Bitterwasser Lodge & Flying Centre. Wie bereitet man sich auf einen Aufenthalt in Bitterwasser vor?

Ich habe erst vor kurzem den Anruf bekommen, deshalb stecke ich selbst noch mitten in meinen Planungen und Vorbereitungen. Die Eigenstartberechtigung und das Level 4 Sprachzeugnis muss ich noch erledigen und auch ein wenig Equipment besorgen.

Worauf freust du dich am meisten?

Ich würde unglaublich gerne unter so einer Schauerkonvergenz in 5000 m entlangballern. Dieses Bild schießt mir beim Gedanke an Namibia immer direkt in den Kopf. Ich freue mich auch auf die Atmosphäre und die Eindrücke, die ich in Bitterwasser außerhalb des Cockpits sammeln werde. Ich würde gerne mal eine Giraffe in der Savanne sehen, vielleicht sieht man die dort ja sogar vom Flieger aus.

Was sind deine Ziele in Bitterwasser?

Ich will auf jeden Fall nicht nur JoJo fliegen. Wenn möglich will ich natürlich auch dort große Dreiecke aufspannen und die Tage ausreizen, aber alles natürlich im Rahmen. Zuerst muss ich die Gegend kennenlernen. Ich glaube da gibt es schon ein paar Besonderheiten, die eine gute Einweisung wichtig machen.

Wie findest du es, dass Junioren in ganz Europa beim Bitterwasser Cup mitmachen können?

Ich glaube, dass das zu mehr Vernetzung unter den jungen europäischen Segelfliegern führen kann. Da kann man auf jeden Fall gespannt sein, was für Flüge es zu sehen gibt und welche Startplätze sich herauskristallisieren. Insgesamt ein cooler Beitrag für die internationale Community.

Zum Abschluss noch eine kleine Aufgabe: Du willst zu P, wie fliegst du die nächsten Wolken an und warum?

Auf dem ersten Bild, im Flachland, würde ich jetzt auf die kleine Wolke zufliegen, dann einen Links-Rechts-Schlenker fliegen, um die Linie „auszulutschen“. Im Zweifel und bei Windstille würde ich die dicke Wolke dann immer eher auf der Sonnenseite, aber recht mittig anfliegen.

Im rechten Bild fliege ich erstmal weiter in Richtung 12 Uhr und fliege die zwei Wolken auf Kurs mittig an. Wenn da ein guter Bart druntersteht würde ich vor der Talquerung noch kurbeln, aber ansonsten weiter in Richtung P.

Vielen Dank Felix! Wir wüschen dir eine unvergessliche Zeit mit tollen Flügen!

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