FES-Nachrüstung für nahezu alle LS6 und LS8 möglich

Die FEStrofit Umrüstung nutzt Akkus in den Flächen statt wie bisher im Rumpf. Warum?
Bei diesen Flugzeugtypen gibt es generell zwei Möglichkeiten, die Batterien unterzubringen: Entweder im Rumpf oder in den Flächen. Unsere Interessenten für eine Umrüstung haben sich jetzt mehrheitlich für die Flügelakkus ausgesprochen. Die Rumpfakkus hätten, wegen des höheren Gewichts der nichttragenden Teile, den Nachteil einer Einschränkung bei der Zuladung. So war trotz höherer Kosten das Interesse für die Flügelakkus deutlich größer.
Was zeichnet die Flächenakkus noch aus?
Besonders die höhere Kapazität. Diese ist im Moment mit bis zu 9 kWh angegeben. Auch wenn diese Angabe aufgrund struktureller Einschränkungen vielleicht noch etwas nach unten korrigiert werden müsste, wäre die Kapazität deutlich höher als die Rumpfakkus, die in der aktuellen Generation 2 eine Kapazität von 4,2 kWh aufweisen.
Wie sehen die Performancedaten mit den neuen Akkus aus?
Der FES soll ja vor allem für die Verlängerung der Reichweite im sparsamen Reiseflug verwendet werden. Hier erhoffen wir uns eine Steigerung auf 150 – 160 km. Das sollte in den meisten Fällen für eine sichere Heimkehr plus Reserve reichen.
Welche Vorteile bietet das FES-System im Vergleich zu herkömmlichen Heimkehrhilfen?
Das FES-System hat den riesigen Vorteil, dass es innerhalb von zwei Sekunden voll einsatzbereit ist. Und sollte es einmal nicht funktionieren, so bleibt der Widerstand gering und man muss nicht wie bei herkömmlichen, ausfahrbaren Systemen mit deutlich erhöhten Sinkgeschwindigkeiten rechnen. Außerdem ist die Bedienung extremst einfach. Wir haben viele LS8e oder auch DG1001e an Vereine verkauft und auch bei Piloten mit wenig Erfahrung, gab es so gut wie keine Bedienungsprobleme.

Wie hoch ist die neue minimale Flächenbelastung und bleibt die LS8 mit der Umrüstung noch für Wettbewerbe attraktiv?
Wahrscheinlich wird die niedrigste Flächenbelastung ca. 40 kg/m2 betragen. Der Einsatz unserer eigenen LS8e neo auf zahlreichen Wettbewerben zeigt aber, dass dieses Gewicht in den meisten Fällen okay ist. Auch der zusätzliche Widerstand der Propeller scheint sehr geringe bis keine Auswirkungen zu haben.
Werden die Batterien trotzdem herausnehmbar sein?
Aller Voraussicht nach schon. Wie aufwendig das dann ist, kann ich jetzt aber noch nicht sagen.
Welche Baureihen der LS6/LS8 kämen für eine Umrüstung infrage und um wie viele Flugzeuge handelt es sich dabei ungefähr?
Umgerüstet werden können die Baureihen LS8-a und LS8-18, sowie alle Baureihen der LS6 ab der LS6-b. Insgesamt handelt es sich um ca. 600 Flugzeuge, die für eine Umrüstung geeignet wären.
Welche Schritte beinhaltet die Umrüstung und welche Herausforderungen gibt es?
Es ist schon ein großer Aufwand, im Vorfeld alle Berechnungen zu erbringen, die als Nachweise für die Struktur bei einer Umrüstung notwendig sind. Das wird eine Weile dauern und wir fangen mit diesem Prozess auch erst dann an, sobald 5 Optionen unterschrieben sind.
Für den Einbau der Akkus im Flügel wird der Bereich genutzt, in dem sich bis jetzt die inneren Wassertanks befinden. Rumpfseitig ist natürlich der Einbau des Motors und der gesamten Elektronik notwendig, außerdem fallen Arbeiten, wie das Versetzen der Bugkupplung oder der Halterung für Trimmblei, an. Zum Schluss ist eine umfangreiche Flugerprobung mit allen Nachweisen für eine Zulassung erforderlich.
Wo liegen die Kosten für eine Umrüstung?
Derzeit haben wir 80.000 € netto für die gesamte Umrüstung kalkuliert. Das hört sich gewaltig an, doch die Komponenten verschlingen schon einen Großteil dieser Summe. Auch die Zertifizierungsprozesse werden deutlich aufwendiger. Wir versuchen deshalb schon, immer mehr auf bestehende, bereits zertifizierte Bauteile und Komponenten zurückzugreifen. So gibt es zum Beispiel bei den Akkus eine Initiative, dass in der Zukunft möglichst alle Hersteller auf denselben Akkutyp zugreifen.
Wird es eines Tages eine eigenstartfähige LS8 mit FES-System geben?
Da wir selbst nun seit vielen Jahren mit der „71“ eine LS8 mit FES haben, gibt es in dieser Hinsicht tatsächlich ein kleines Eigeninteresse. Wir haben das auch schon einmal intern geprüft und sind aber leider zu dem Schluss gekommen, dass das bei der LS8 leider nicht machbar sein wird. Die Neu-Konstruktion von Fahrwerk und weiteren Komponenten zur Steigerung der Bodenfreiheit des Propellers wäre einfach viel zu aufwendig.
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